Drogeriemärkte & CBD-Öl: was ist los bei dm?
CBD-Produkte erobern den Markt! Die Frage ist nur, welchen Markt? Kann es sein, dass Drogeriemärkte hier den Zug verpassen? Liegt es an ihnen oder eher an der trägen und komplizierten Gesetzgebung Deutschlands und der EU?
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In deutschen Drogeriemärkten, unter anderem bei dm und Rossmann, gab es zeitweise CBD-Öle und -Kaugummis im Angebot. Damit ist nun offensichtlich bei dm offiziell Schluss.
Durch einen Trick schafft es Rossmann zwar noch, CBD-Produkte anzubieten, aber es ist ein Trauerspiel, wie hier unklare Gesetzgebung, Lobbyismus und jahrzehntelange Vorurteile zusammenspielen.
Wir versuchen Licht in die dunklen Zusammenhänge zu bringen – lies weiter!
Das erfährst du in diesem Beitrag:
Wie kam CBD in die Regale und warum flog es wieder raus?
Die Drogerieketten dm und Rossmann nahmen CBD-Öle (Cannabidiol) 2018 ohne großes Marketing ins Sortiment. dm präsentierte „Limucan“ CBD-Öl, währende Rossmann auf die Marke „nutree“ setzte. Dann verschwanden die Produkte im April 2019 genauso geräuschlos wie sie gekommen waren.
Die Nachfrage und Zufriedenheit der Kunden war groß und inzwischen bietet Rossmann zwar wieder sein “nutree” CBD-Öl an, aber der Markt ist verunsichert. Denn es existieren nach wie vor Unklarheiten für den Verkauf von CBD-Produkten auf dem deutschen Markt.
Der neue EU „Novel Foods“ Katalog
Der Verkauf von Cannabis-Extrakten steht zwar in Deutschland nicht im Konflikt mit dem Gesetz, aber das Damoklesschwert europäischer Gesetzgebung hängt drohend über allem. Die EU listet alle Hanf-Extrakte demnächst in einem „Novel Foods“ Katalog.
Dies bringt vermutlich diverse Kennzeichnungspflichten, eine Reihe bürokratischer Vorschriften und ein neues Zulassungsverfahren mit sich.
Das Betäubungsmittelgesetz und der THC-Gehalt
Dabei gibt es bereits klare gesetzliche Vorgaben, nämlich das deutsche Betäubungsmittelgesetz, das Cannabis-Extrakte als medizinisches Marihuana reguliert. Um hier für die Konsumenten Sicherheit zu schaffen, gilt schon eine Maximalgrenze von 0,2 oder 0,3% THC-Gehalt (je nach Land).
THC ist Tetrahydrocannabinol, ein Cannabinoid wie CBD. Im Gegensatz zu CBD hat THC jedoch eine berauschende Wirkung und kann abhängig machen. CBD-Produkte machen aufgrund ihres sehr niedrigen THC-Gehalts aber weder “high” noch abhängig.
Trotzdem kam es im Frühjahr 2019 in Bayern einige Razzien gegen Hanf-Läden, denen unterstellt wurde, nicht nur reine CBD-Produkte, sondern auch solche mit erhöhtem THC-Gehalt anzubieten.
Viele Experten sehen aber selbst diese Richtwerte von 0,2% THC-Anteil als extrem niedrig, zu niedrig an.
Warum entfernte dm seine CBD-Produkte?
Viele empfanden das Agieren der Behörden wie eine Hexenjagd auf CBD-Produkte, Hersteller und Händler.
Der offizielle Hintergrund: bei einem der vier angebotenen CBD-Öle von “Limucan” sei der THC-Gehalt leicht erhöht gewesen – und zwar um etwa ein Tausendstel Milligramm.
Die gesamte Situation mutet jedoch obskur an. Laut Bundesministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit darf alles, was CBD enthält, nur als Novel Food oder als Arzneimittel verkauft werden.
Weshalb dann nur das CBD-Öl aus dem dm-Sortiment entfernt wurde, nicht aber die CBD-Kaugummis, bleibt unklar.
Wie reagierte Rossmann? Ein Trick
Zu welchen Verrenkungen die Händler durch die antiquierte und inkonsequente Gesetzgebung gezwungen werden, zeigt das Beispiel Rossmann.
In der Packungsbeilage wird jetzt empfohlen, das CBD-Öl auf ein Kissen zu tropfen. Dass man CBD-Öl am besten tröpfchenweise unter die Zunge gibt, wird nicht mehr erwähnt, obwohl es das Banalste der Welt ist.
Durch diese Maßnahme ist es noch möglich CBD bei Rossmann zu kaufen.
Ist CBD wirklich so gefährlich?
Eine klare Antwort: Nein!
Wir möchten keinen geringeren als die WHO (World Health Organisation) zitieren:
“Bislang gibt es keine negativen Erkenntnisse bei einem gelegentlichen CBD-Konsum und auch keine Hinweise auf Probleme der öffentlichen Gesundheit. verbunden mit der Verwendung von reinem CBD.“ (Übersetzung des Autors) 1)Expert Committee on Drug Dependence, CANNABIDIOL (CBD) – Pre-Review Report, World Health Organisation (WHO), 2017
Der Bericht der Weltgesundheitsorganisation führt aus, dass CBD
„beim Menschen keine Auswirkungen habe, die auf ein Missbrauchs- oder Abhängigkeitspotential hindeuten…. Bis heute gibt es keine Hinweise auf gesundheitliche Probleme, die mit der Anwendung von reinem CBD verbunden sind.“
Medizinisches CBD, das nur den gesetzlich erlaubten THC-Anteil aufweist, verursacht auch kein „High“, das heißt keinen Rauschzustand.
Cannabidiol wird teilweise in Dosen von bis zu 300 mg täglich über einen Zeitraum von 6 Monaten ohne Probleme eingenommen. Selbst höhere Dosen von 1200-1500 mg täglich waren unkritisch.
Leichtere Nebenwirkungen können zwar auftreten, wie zum Beispiel Mundtrockenheit, niedriger Blutdruck, Benommenheit und Schläfrigkeit, sind jedoch eher temporär.
Während die Forschung sehr wohl sagt, dass der langfristige Konsum von THC-haltigem Cannabis zu einer THC-Toleranz führt 2)Nguyen JD et al., Tolerance to hypothermic and antinoceptive effects of ∆9-tetrahydrocannabinol (THC) vapor inhalation in rats., Pharmacology, Biochemistry and Behaviour, 2018, scheint bei CBD gerade das Gegenteil der Fall zu sein. Die langfristige Einnahme von CBD-Präparaten kann sogar zu einer umgekehrten Toleranz führen.
„Umgekehrte Toleranz“ bezieht sich auf das Phänomen, dass eine Person umso weniger von einer Substanz benötigt, um deren Wirkung zu spüren, je mehr sie ihr ausgesetzt ist. Mit der Zeit können sich also CBD-Öl-Benutzer mit immer niedrigeren Dosen von ihren Symptomen befreien.
Quellen [ + ]